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Othmar Motter

1927—2010

Am 17. Dezember 2010 ist der Grafikdesigner Othmar Motter im Alter von 83 Jahren gestorben. Er ist wahrscheinlich der österreichische Designer seiner Generation, der auf die international weiteste Verbreitung seiner Arbeiten blicken konnte. Motters minimalistisch reduzierten, sachlich strengen Logodesigns sind Klassiker und in zahlreichen Gra?kfachbüchern von den USA bis Japan publiziert, seine Schriftentwürfe machten Weltkarriere. Seine in der Öffentlichkeit wohl bekannteste Arbeit ist die Motter Tektura aus dem Jahr 1973, jene Schrift, mit der die erste Apple-Logotype und der bis vor wenigen Jahren gültige Reebok-Schriftzug gesetzt wurden. Othmar Motter, der Gründer der Gruppe »Vorarlberger Graphik« in Hard bei Bregenz und einer der wichtigsten Vertreter des westösterreichischen Gra?kdesigns im 20. Jahrhundert, überwand schon früh die nicht nur geogra?sche Entfernung zwischen dem Westen und Osten des Landes und absolvierte – mit Unterbrechung der Lehrzeit durch den Zweiten Weltkrieg – die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, um einen Beruf zu lernen, der »damals noch so gut wie unbekannt war« (Motter in einem Interview 2006 mit Anita Kern). Schon als Student hatte Motter den ersten persönlichen Erfolg mit dem Design der Vorarlberger Verwaltungsabgabemarken. Mit seinem Wiener Kollegen Sylvester Licka (Jahrgang 1925) eröffnete er in Hard bei Bregenz 1950 das gemeinsame Atelier. F. M. Hämmerle, Wolff Wäsche und Mäser, vor allem aber die Textilmesse in Dornbirn waren prominente Kunden und machten Motter und seine Mitstreiter über das Ländle hinaus bekannt. Motter beherrschte die handwerkliche Klaviatur von der malerischen, ja fotorealistischen Abbildung der Produkte. Mitte der 1960er-Jahre begann er, sich intensiv mit Logo- und Schriftdesign zu beschäftigen. Seine Logos wie etwa die für Pfanner Fruchtsaft, Lotto Toto (1986) oder des Österreichischen Rechtsanwaltskammertages (gemeinsam mit Peter Motter, 1994) sind bis heute in Verwendung. Die Etablierung des Fotosatzes Anfang der 1970er-Jahre generierte einen großen Bedarf an Auszeichnungsschriften; hier setzte Othmar Motters Erfolg als Schriftgestalter ein: Seinen »überaus prägnanten und fantasievollen« (Novum, Mai 1973), von Jugendstil und Art déco inspirierten Schriften (Motter Ombra, 1973 und Motter Femina, 1981) stehen seine zukunftsweisenden, konstruktiven Entwürfe (Motter Tektura, 1974) gegenüber. Die große Kunst Motters im Schriftentwurf liegt in seinem virtuosen Umgang mit dem extrafetten Schnitt. Als Höhepunkt seiner Schriftendesigner-Karriere nannte Motter die Aufnahme seiner Corpus, dem Meisterwerk einer Extrabold, bei der International Typeface Corporation (ITC) in New York 1994. Mit Othmar Motter verliert Österreich einen seiner ein?ussreichsten Gra?kdesigner der Frühzeit und einen Schriftendesigner von Weltrang, die Gestalterinnen und Gestalter einen humorvollen und herzlichen Kollegen. Seine Söhne Peter und Siegmund, beide Gra?kdesigner in Hard und Wien, führen sein typogra?sches Lebenswerk weiter. Hard, seit 1995